Vom 29. Juli bis 11. August 2023 fand die 41. Internationale Jugendbegegnung Dachau statt. Gemeinsam mit unserem Team trafen sich rund 60 Menschen aus 17 Nationen im Max-Mannheimer-Haus, um über Geschichte und Erinnerungskultur sowie aktuelle Entwicklungen zu sprechen. Nach einem ereignisreichen Jahr wollen wir zurückblicken.

Vor der IJB Dachau

Im Januar übernahm Anja Schuller-Müller die Projektleitung von Stefanie Steinbauer. In den kommenden Wochen wurden Flyer und Plakate entworfen und die Website überarbeitet, um die IJB Dachau 2023 zu bewerben und Anfang März startete schließlich das Bewerbungsverfahren.
Das Team konnte in diesem Jahr sechs neue Mitglieder begrüßen und traf sich Ende März zum ersten Vorbereitungswochenende in Oberschleißheim bei Dachau. Projektleitung, Team und Vertreter des Trägerkreises besprachen den allgemeinen Rahmen für die IJB Dachau 2023, welche Themen angeboten werden sollten, welche Experten und vor allem welche Zeitzeug*innen eingeladen werden könnten. Die Teamer*innen entschieden über ihre individuellen Verantwortlichkeiten während der IJB Dachau für Workshops, Social Media, Fotos, Freizeitaktivitäten, Erste Hilfe, Betreuung der Zeitzeug*innen, allgemeine Organisation, Nachtdienste etc.
Zum zweiten Vorbereitungswochenende im Mai traf sich die gesamte Gruppe wieder in Dachau im Max-Mannheimer-Haus. Gemeinsam wurden Materialien für die Workshops fertig-gestellt, Ausflüge, Führungen und Zeitzeugengespräche organisiert. Das Team befasste sich mit dem deutschen Jugendschutzgesetz, psychischer Erste Hilfe und das Awareness-Konzept wurde ausgearbeitet und angepasst. Nach vier Tagen stand das Programm im Großen und Ganzen fest, aber alle arbeiteten in den kommenden Wochen individuell daran, sicherzustellen, dass bis zum 29. August alles bereit war.

Während der IJB Dachau

Tag 1 – Begrüßung
Nach der Ankunft bei sehr regnerischem Wetter und der offiziellen Begrüßung stellten sich die Teilnehmenden ihren Zimmernachbar*innen vor. Sie wurden in die sechs „color groups“ eingeteilt und nahmen dann an der „House-Rallye“ teil, um ihr Zuhause für die kommenden zwei Wochen kennenzulernen.

Tag 2 – Dachau
Am Vormittag ging jede color group auf ‚City Rallye‘ und erkundete die Altstadt von Dachau. Im Anschluss an das Mittagessen bereiteten die Teammitglieder die Teilnehmenden auf den Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau vor.
Nach dem Abendessen trafen sich alle zum Pub-Quiz.

Tag 3 – KZ-Gedenkstätte Dachau
Die Teilnehmenden liefen gemeinsam zur KZ-Gedenkstätte und betraten den historischen Ort, von dem sie schon so viel gehört hatten. Gemeinsam mit ihren Guides erfuhren sie etwas über die Geschichte des Lagers, verschiedene Häftlingsgruppen, die Entwicklung des Lagersystems und die Erinnerungskultur seit dem Zweiten Weltkrieg. Zurück im Max-Mannheimer-Haus trafen sich alle in ihrer color group, um den Besuch miteinander und mit den Teamer*innen zu besprechen. Am Abend gingen alle zur Eröffnungsparty in den ‚Freiraum‘ in Dachau, um sich noch besser kennen zu lernen und gemeinsam zu feiern.

Tag 4-6 – Workshops and Ausflug nach München
An den drei folgenden Tagen nahm jeder an einem der folgenden Workshops teil: ‘Introduction workshop’, ‘Photographic memories’, ‘Early concentration camps’, ‘Propaganda in the third Reich’ oder ‘Introduction to Yiddish and Hebrew’. Außerdem hatten wir zwei Filmvorführungen. Der erste war ‚Maseltov Cocktail‘ und der zweite ‚Line 41‘. Wir freuten uns, die Regis-seurin Tanja Cummings und den Protagonisten und Überlebenden Natan Grossmann zu ei-nem anschließenden Gespräch begrüßen zu können. Herr Grossmann überraschte uns alle mit seiner Fähigkeit, spontan und mit einer sehr kräftigen Stimme in mehreren Sprachen zu singen. Zur Abwechslung fuhren Teilnehmende, Team und Projektleitung an Tag 5 nach München. In drei Gruppen erhielten wir Führungen durch die Synagoge Ohel Jakob, über München im Nationalsozialismus und die Münchner Altstadt. Die Teilnehmenden nutzen die übrige freie Zeit, um auf eigene Faust durch die Stadt zu spazieren. Anschließend trafen sich alle in einem traditionellen Biergarten.

Tag 7 – Tag der Gedenkorte
Für den Tag der Gedenkorte teilten sich die Teilnehmenden in vier verschiedene Gruppen auf, um wichtige historische Orte im Zusammenhang mit der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau kennenzulernen. Eine Gruppe besuchte den sogenannten ‚Kräutergarten‘, ei-nen Ort, an dem Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten mussten. Eine andere Gruppe besuchte den Waldfriedhof in Dachau, wo die meisten ehemaligen Häftlinge begraben sind, die nach der Befreiung des Lagers gestorben sind. Es gab auch die Möglichkeit, den ‚Weg des Erinnerns‘ in Dachau zu gehen, der am gleichen Weg entlang installiert ist, den die meisten Häftlinge zwischen dem Bahnhof in Dachau und dem Konzentrationslager gehen mussten. Anschließend fuhr diese Gruppe mit dem Zug nach Markt Indersdorf, um den zweiten ‚Weg des Erinnerns‘ zu erkunden, der über ein DP-Lager für jüdische Kinder informiert, das dort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingerichtet wurde. Die letzte Gruppe befasste sich mit der Geschichte und Bedeutung des ehemaligen SS-Schießplatzes Hebertshausen, an dem mehr als 4.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen wurden. Den Abschluss des Tages bildete die öffentliche Lesung von Niklas Frank zu seinem Buch ‚Meine Familie und ihr Henker‘.

Tag 8 – Gartenfest
Das Wochenende begann damit, dass sich alle an den Vorbereitungen für das Gartenfest beteiligten, das leider wegen des schlechten Wetters in die Halle verlegt werden musste. Es wurde gemeinsam dekoriert, Lieder und Reden wurden geprobt und ein internationales Buffet mit Snacks aus den Heimatländern der Teilnehmenden wurde aufgebaut. Am Nachmittag begrüßten wir unsere Gäste, insbesondere die Zeitzeugen David Sivor und Dr. Boris Zabarko. Die Show der Teamer*innen und Teilnehmer*innen war großartig und einige überraschten mit ihrem Talent.

Tag 9 – Zeitzeugencafé
Einer der Höhepunkte während jeder IJB Dachau ist das Zeitzeugencafé. Wir sind sehr dank-bar, dass Ernst Grube, David Sivor, Dr. Eva Umlauf und Dr. Boris Zabarko dieses Jahr zu uns kamen, um über ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen zu sprechen. Die Teilneh-menden nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit ihnen zu diskutieren. Das Team zeichnete die Gespräche auf, um diese wertvollen Zeugnisse für die Zukunft zu bewahren.

Tag 10+12 – Workshops
Die Workshops der zweiten Woche dauerten jeweils einen oder zwei Tage. Die Teilnehmen-den hatten die Auswahl zwischen ‘Antisemitism then and now’, ‘Creative writing’, ‘Culture of Remembrance’, ‘Music in the Holocaust’, ‘Reading about the Holocaust’ und ‘Why it matters’. Am Montag endete der Tag mit der Filmvorführung ‚Der weiße Rabe‘ über Max Mannheimer und einem anschließenden Gespräch mit der Regisseurin Carolin Otto. Nach dem zweiten Tag der Workshops trafen sich Team und Teilnehmer*innen zum Karaoke-Abend.

Tag 11 – Ausflug nach Regensburg
Morgens fuhr die gesamte Gruppe nach Regensburg. Wir besuchten das Museum ‚Haus der Bayerischen Geschichte‘ und nahmen an Führungen durch die Ausstellung teil. Anschließend erkundete jeder auf eigene Faust die Altstadt. Am Abend kam die Gruppe ‚d’Ampertaler‘ in das Max-Mannheimer-Haus, um den Teilnehmer*innen und einem Teil des Teams traditionelle bayerische Tänze beizubringen.

Tag 13 – Fahrt zur Gedenkstätte Kaufering und nach Landsberg
Der letzte Teil des Programms war ein weiterer Ausflug. Wir fuhren gemeinsam zur Europäi-schen Holocaust-Gedenkstätte in Kaufering, einem ehemaligen Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, um etwas über die Menschen zu erfahren, die dort inhaftiert waren und die Bedingungen, die sie ertragen mussten.
Im Anschluss ging es in die nahe gelegene Stadt Landsberg, wo jeder Zeit für sich hatte. Zurück in Dachau feierten nach dem Abendessen alle gemeinsam im Juz Ost auf der ‚Farewell Party‘.

Tag 14 – Abschied
Trotz zweier sehr intensiver Wochen verging die Zeit wie im Fluge und es waren alle traurig, sich schon wieder voneinander verabschieden zu müssen.

Nach der IJB Dachau

Im November trafen sich Team, Projektleitung und Trägerkreis in Landshut zum Nachbereitungswochenende, um die diesjährigen Erfahrungen, das Feedback unserer Teilnehmenden und mögliche Verbesserungen für 2024 zu besprechen wie z. B. unsere Arbeit in den sozialen Medien über das Jahr hinweg.

Danke!

Wir danken allen für die Teilnahme an unserem Programm, für das Teilen eurer Gedanken und Perspektiven und dafür, dass ihr die diesjährige IJB Dachau so besonders gemacht habt. Wir danken auch all unseren Partnern und Unterstützern, die es uns Jahr für Jahr ermöglichen, eine so spezielle Veranstaltung zu organisieren! Für den nächsten Sommer haben wir uns als Schwerpunktthema für die zweite Woche für das Thema ‚Antisemitismus‘ entschieden und hoffen wieder auf viele engagierte und motivierte junge Menschen, die sich an der IJB Dachau 2024 beteiligen.